Talca - von Reben und Traditionen

Weine eines Gillmore Girl´s
Wir fuhren Richtung Talca und wollten am Weg noch bei einem Weingut degustieren.
Tere, die wir im Nationalpark Conguillío kennengelernt hatten, empfahl uns bei Daniela Gillmore vorbeizufahren - beim Weingut Tabontinaja. Dort angekommen empfing uns ein "Senior" - der Vater?
Degustationen machen sie hier nicht - wir könnten aber gerne eine Flasche kaufen und sie auf der Terrasse verkosten. Somit kauften wir einfach ein paar Fläschchen und fuhren weiter. Die Verkostung verlegten wir auf die nächsten Abende. :-)
Asado bei Freunden
Danach fuhren wir zu Tere und Fernando. Sie hatten uns eingeladen und wir konnten im Vorhof ihres Hauses übernachten.
Das Wiedersehen war super herzlich! Auch zwei ihrer Kinder waren hier, da sie gleich am nächsten Tag gemeinsam auf Urlaub fuhren.
Wir genossen den Nachmittag am Pool und abends erlebten wir ein chilenisches Asado (Barbecue) im Familienkreis: Fleisch - ein mega dickes Stück! - Zwiebel und Paprika auf den Grill - und dann wurde Stück für Stück herunter geschnitten, am Holzbrett in der Mitte in kleine Häppchen geteilt und mit den Fingern gegessen. "Super rico"!
Degustation mit Hindernissen
Nachdem unsere erste Degustation nicht so richtig funktionierte, versuchten wir es nochmal beim Weingut Terra Noble. Im Internet über das Mobiltelefon fand ich die Homepage und die Information, dass Touren angeboten werden, aber die Details konnten nicht angezeigt werden. Der Empfang war schwach und die Webseite scheinbar zu umfangreich :-(
Also fuhren wir einfach hin.
Am Eingang fing uns eine Portierin ab und fragte, ob wir gebucht hatten. "Nein" – das war leider mit unserer Internetverbindung nicht möglich. Sie rief im Haupthaus an, und gab uns einen Kontakt, bei dem wir wegen einer Verkostung anfragen sollten.
Wir wollten das Weingut gerade verlassen, als uns ein Pickup den Weg versperrte. Der nette Herr erkundigte sich nach unserem Anliegen. Er konnte etwas Englisch - sehr angenehm!
Während er uns mitteilte, dass wir sicher am kommenden Tag eine Tour machen könnten, kam noch eine Dame zum Auto. Auch sie bemühte sich um uns.
Am Beginn hatten wir eigentlich vor, nicht mehr zu kommen - aber nun überlegten wir doch. OK - wir schreiben Igancio, der uns wegen der Tour Bescheid geben kann, und sehen uns dann eventuell am nächsten Tag.
Chillen am Lago Colbún
Wohin jetzt? Zum nächsten See! Wir wollten chillen. Am Lago Colbún fanden wir einen Campingplatz und quartierten uns für eine Nacht ein.
Nach etwas Büroarbeit am Nachmittag marschierten wir zum See. Tja - es ist schon möglich hier ins Wasser zu gehen - aber es war ziemlich steil, erdig & rutschig. Ich bevorzugte eine Abkühlung im Pool und danach eine feine Dusche. ;-)
Terra Noble – Weintour vom Feinsten
Eigentlich waren wir schon knapp 40 km ins Maule Tal gefahren - vorbei am Weingut in Richtung Grenze. Nochmals zurück für eine Weinverkostung? Per WhatsApp hatten wir Ignacio schon angeschrieben und wir hatten einen Termin für 14 Uhr vereinbart.
Also doch retour - hier in Chile ist der Diesel eh billig. ;-) Um 13:30 Uhr waren wir beim Weingut. Die Dame am Tor öffnete uns den Schranken und am Parkplatz erwartete uns bereits Ignacio.
Er hat Agrarwissenschaft studiert, dann Weinbau und war Kellermeister hier am Weingut. Seit kurzem checkt er den Verkauf. Ein total freundlicher, höflicher und extrem kompetenter junger Mann.
Er führte uns durch die Kelleranlagen mit den Stahltanks, die teils 65.000 Liter fassten. Hier lagern über 4 Millionen Liter Wein. Nach der Frage, wieviel Hektar sie anbauen, musste er kurz sein Handy zur Hand nehmen und rechnen. In vier verschiedenen Gegenden bewirtschafteten sie ungefähr 1.500 ha - für chilenische Verhältnisse mittelgroß.
Dann ging es weiter in die Weingärten - die ältesten Stöcke sind gut 30 Jahre alt. Das Weingut wurde erst 1993 gegründet - als "Hobby" eines Deutschen, der sein Geld in der Schifffahrt verdient.
Weiter ging es in die Lagerräume mit den Barriquefässern. Wir waren ja schon in einigen Weingütern, aber diese Dimensionen haben alles bisher Gesehene gesprengt. Und natürlich alles nach neuestem Standard der Weintechnik. Die Stahltanks zum Beheizen bzw. zum Kühlen - je nach Temperatur und Bedarf. Die Barriquefässer lagern bei 15 Grad. Also hier wird - wie auch in Österreich bei den Top-Weingütern - nichts dem Zufall überlassen.
Fix arbeiten hier um die 50 Personen. In der Lesezeit deutlich mehr. Die Lesezeit erstreckt sich über drei Monate, da je nach Lage und Rebsorte gelesen wird. Alles wird von Hand gelesen! Qualität ist die oberste Devise.
Und dann ging es zur Verkostung. Im Garten war ein Tisch aufgestellt mit einer Vase frischer Rosen. Salami, Käse, Nüsse und Kekse standen als Snack bereit. Stühle wurden gebracht - erinnerte irgendwie an eine Wedding-Zeremonie. :-)
Ein junges Mädchen, welches ihren ersten Arbeitstag hatte, assistierte Ignacio und wir verkosteten vier Weine. Einen Sauvignon Blanc, einen Merlot, einen Cabernet Sauvignon und einen Cuvee aus ihrer Top-Serie. Tolle Weine, super Erklärungen dazu, wir haben es einfach genossen.
2,5 Stunden hatte sich Ignacio für uns Zeit genommen. Die ersten drei Weine wurden frisch geöffnet und diese bekamen wir auch mit - alles in allem um € 36,--. Wir kauften noch weitere drei Flaschen und wenn wir mehr Platz im Kab gehabt hätten, wären es deutlich mehr geworden.
Ein wunderbarer Nachmittag mit netter Plauderei – genial!
Summiteers Reiseweisheit
Manchmal ist ein Umweg einfach die bessere Wahl als der direkte Weg.