Porto Jofre - Jaguar Tour

25.06.2025

Privatchauffeur am Rio Sâo Lourenço

Aufstehen, einen Kaffee aus unserer Bialetti, und ab zum Hafen, wo wir uns neben dem Rollfeld des Flughafens einparkten.

Der Ort Porto Jofre ist überschaubar: ein paar Häuser und am Fluss einige Hausboote, welche als Hotels dienen. Das Wort Hafen wird auch "überbewertet" – es sind eher abgeflachte Uferbänke, an denen die kleinen Boote anlegen.

Die Vermittlerin unserer Bootstour, Raquelle von Jaguar Photo Expeditions, schrieb noch eine Nachricht, dass wir einen anderen Bootsfahrer haben und dieser wartete schon auf uns. "Bom dia", wie die Brasilianer auf portugiesisch sagen, hinein ins Boot und ab geht's.

Sechs Sitze und der Fahrersitz, ein leichtes Aluminiumboot BJ 2024 mit Bimini und 50 PS – das sah ja mal sehr gut aus. Wir nahmen ganz vorne Platz und unser "Privatchauffeur" fuhr den Rio Sâo Lourenço bzw. Rio Cuiabá, wie er in manchen Karten heißt, stromaufwärts.

Meeting mit Patricia

Ein kurzer Stopp zur Entgegennahme eines Walki Talkies, mit welchem sich die boatdriver über die Jaguarspots auf dem Laufenden halten, und es ging weiter. Diese leichten Boote liegen gut im Wasser und gehen ganz schön ab – wir maßen über 50 km/h Highspeed!

Nach gut einer Viertelstunde hielt Tutu, unser Bootsfahrer, das erste Mal an und zeigte uns die Behausung einer Riesenotterfamilie. Diese war gut gekennzeichnet mit einem Kanister und zwei Otter plantschten im Fluss herum.

Nach gut einer Stunde der nächste Stopp. An diesem Platz standen bereits 15 Boote. Einer der Bootsfahrer winkte uns herbei und deutete an Land. Wir legten uns zu den anderen Booten, stellten uns wie die anderen Jaguar Touristen vorne ans Boot und sahen in die Richtung, die gedeutet wurde. Irgendwo muss ja hier ein Jaguar sein!

Gottfried stellte sich auf die Bootsspitze und blickte nochmals in die Richtung des Interesses und wirklich - im Gestrüpp gut getarnt lag ein Jaguar. Jetzt hieß es warten, bis sich was tut.

Neben uns lag ein Boot mit Volunteers, welche sich der "Jaguar Arbeit" angeschlossen hatten. Der Mann aus Uruguay hatte ein Buch dabei, welches alle der über 100 Jaguare des Pantanal beinhaltet. Neben Bilder mit Namen und deren Verwandtschaftsverhältnissen sowie die Jahre ihrer Sichtungen ist alles vermerkt.

So erfuhren wir, dass die Dame, welche keine 10 Meter vor uns im Gestrüpp lag, Patricia heißt und 13 Jahre alt ist. Nach gut einer Stunde hob sie langsam ihren Kopf, begann sich zu strecken und erhob sich. Sie spazierte an der Ufer Bank entlang, schaute sich um, ob es – außer uns Touristen - vielleicht etwas zu fressen gab und schwamm dann über den Fluss.

Sie pirschte ganz langsam, wie in Superzeitlupe. Ein Kaiman suchte noch rechtzeitig das Weite – somit für Patricia leider eine erfolglose Jagd. Sie tauchte ins Unterholz ab – begleitet von der Bootskolonne.

Siesta mit Medrosa

Wir fuhren weiter den Fluss aufwärts und in einen Seitenarm hinein. Wieder kamen wir an einen Platz, an dem bereits mehrere Boote lagen: der nächste Jaguar.

Sie saß im Gras und begann dann ebenfalls langsam auf die Pirsch zu gehen. Die Lady namens Medrosa war eine Tochter von Patricia und zählte 10 Lenze. Nach ebenfalls erfolgloser Jagd setzte sie sich auf einen Baum und beobachtete den Fluss. Wir standen 10 Meter davor - außerhalb ihrer "Sprungreichweite" - und beobachteten ihr Tun: Körperpflege, Fluss beobachten und rasten.

So machten auch wir Siesta, nahmen unser Mittagessen ein, genossen die Sonne und dieses großartige Tier. Wie sie sich bewegt, so majestätisch – ein traumhafter Anblick. Und das in freier Wildbahn.

Hier im Pantanal haben sie einen perfekten Lebensraum. Mit dem Tourismus müssen sie leben, dafür ist ihr Raum gut geschützt. Und wenn es dann doch mal zu viel wird: ab ins Unterholz.

Alira – jung und hungrig

Wir fuhren weiter flussaufwärts und durften Alira kennenlernen. Eine knapp 5 Jahre alte Lady - Verwandtschaftsverhältnisse uns unbekannt. Sie wirkte von den vielen Booten doch etwas gestört. Ein Guide eines Nebenbootes erzählte uns, dass sie schon länger keine erfolgreiche Jagd hatte und daher sicherlich sehr hungrig sei.

Plötzlich machte sie einen gewaltigen Sprung ins Wasser – leider wieder erfolglos. :-(

Natur pur im Pantanal

Neben den Jaguaren war die gesamte Tierwelt entlang des Flusses großartig. Es gab unzählige Störche, Reiher und sonstige Vögel - ein paar Riesenotter und natürlich Kaimane - überall Kaimane. Eine so üppige Tierwelt haben wir bisher noch nicht gesehen.

Zurück fuhren wir mit voller Power - insgesamt legten wir über 70 km zurück. Die Tour dauerte 9 3/4 Stunden und hat uns mehr als begeistert.

Was uns die Welt lehrt

Es gab Bootsfahrer, die an den Jaguar Spots nicht so lange verweilten und relativ schnell weiterfuhren. Von manchen Overlandern oder auch Guides hörten wir: Wir haben heute fünf Jaguare gesehen! – Wir sahen gestern sogar sechs!

Wir danken Tutu, dass er es genauso ruhig anging wie die Jaguare selbst. Anpirschen, guten Platz finden, beobachten und geduldig warten.

Diese Geduld, Ruhe und Gelassenheit auch im Alltag bewusst zu Leben ist eine große Kunst!