La Paz

Uyuni - Vorbereitungen für den Tag der Unabhängigkeit
Nach dem Frühstück machten wir Baghira wieder reisefertig. Alles wurde eingeräumt und verstaut, Wasservorräte aufgefüllt und los ging es in Richtung La Paz.
Zuerst fuhren wir noch ins Zentrum von Uyuni, um Geld zu wechseln. Die Straße, in der wir letztes Mal wechselten, war großräumig abgesperrt. Die Paraden für den morgigen Festtag, der Unabhängigkeitstag Boliviens jährt sich zum 200. Mal, waren schon in vollem Gange.
Wir parkten in einer Nebenstraße und Gottfried machte sich auf den Weg. Am ersten Wechselschalter gab es einen schlechten Kurs, also weiter zu einer Bank. Der offizielle Kurs war noch schlechter, also weiter - irgendwie zwischen den Paraden durch fand er zur "Geldwechslerin seines Vertrauens". Der Kurs war wie beim letzten Mal - topp.
Beim Rausgehen sah er sich um .. in welcher Richtung ist jetzt das Auto? Nach ein bisschen herumirren kam er dann doch noch bei Claudia und Baghira an und es konnte losgehen!
Tanken in Oruro
Die Strecke nach Oruro, unserem nächsten Ziel, war unspektakulär: eine Hochebene zwischen 3600 und 3900 eingerahmt von Bergen, weidenden Lama Herden und vereinzelt Schafe. Dafür wenig bis gar kein Verkehr.
In Oruro steuerten wir noch eine Tankstelle an, damit wir "ganz safe" durch das Land kommen. Notfalls würden wir uns mit unseren Vorräten auch "rauszittern" - aber sicher ist sicher.
Bis jetzt hatten wir ja zweimal Glück, aber Richtung Hauptstadt wurden die Kolonnen vor den Tankstellen länger. Wir fuhren wie gehabt an allen vorbei und parkten und an der Ecke der Tankstelle ein. Gottfried stieg aus und ging zum Tankwart und fragte nach 40 - 45 Liter Diesel für einen Touristen zum teuren Preis - eh klar. Der Tankwart fragte seine Kollegin, welche das OK gab. Wir sollten uns hinter die Minibusse stellen. Gesagt, getan und im Endeffekt hatten wir nach einer halben Stunde vollgetankt und fuhren weiter.
Aber so entspannt wie im Süden waren die Überholten nicht mehr. Es war zwar in Ordnung, da wir ja den teuren Preis zahlen müssen, aber hier ist die Dieselknappheit enorm und die Wartezeit ewig. Viele der Tankstellen hatten auch geschlossen, da sie überhaupt keinen Treibstoff hatten.
La Paz und die Cordillera Real
Als wir Oruro verließen, war es schon 15 Uhr. Da uns das Umfeld nicht besonders ansprach, entschieden wir, die 230 km bis La Paz noch herunterzuspulen. Die Straße war zweispurig -eine Art Autobahn. Teilweise weideten die Kühe ohne Absperrung daneben und auch Radfahrer und Fußgänger nützten den Pannenstreifen. Die größte Gefahr waren die vielen Schlaglöcher, die teils richtig tief waren. Ein entspanntes Dahingleiten wie bei uns zu Hause ist was anderes.
Mit Einbruch der Dunkelheit erreichten wir die Vororte von La Paz. Der Blick auf die weißen Berge der Cordillera Real rund um die Stadt war eindrucksvoll!
Ankunft im Camping Colibri
Wir hatten einen Stellplatz gewählt, der sich in einem Ort etwas außerhalb von La Paz befindet. Die Fahrt dorthin war spannend: Fahrzeuge teils ohne Licht und gefühlte 100 Bodenschweller - die lieben sie hier in Südamerika.
Im Camping Colibri empfing uns David, der Sohn des Hauses in perfektem Englisch. Wir fragten, woher er so gut Englisch kann und fanden heraus, dass seine Mutter Engländerin und der Vater Bolivianer ist. Der Campingplatz ist wunderschön angelegt und es gibt auch ein paar Cabañas, die gemietet werden können. Hier merkt man den europäischen Einfluss und wir fühlten uns sofort wohl. Man kann sich mit Frühstück, kleinen Gerichten und Abendessen verwöhnen lassen und der Platz liegt auf 3.100 hm, wodurch das Klima sehr angenehm ist.
Valle de la Luna
Am 6. August 2025 feierten die Bolivianer ihren 200-jährigen Unabhängigkeitstag. Da an diesem Tag überall Paraden abgehalten wurden, empfahl uns David, an diesem Tag auf das Auto zu verzichten.
Daher wanderten wir von unserem Campingplatz in Richtung Mallasa, einem Ort der als Naherholungsgebiet von La Paz bekannt ist. Zum Feiertag waren hier natürlich Unmengen von Menschen unterwegs. In einem der einheimischen Lokale aßen wir gut und günstig zu Mittag.
Danach spazierten wir weiter zum Valle de la Luna. Hier wurde ein Teil der Sandsteinformationen erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Auf Wege und Holzstegen wandert man durch die Felsformationen. Wir mussten schon etwas schmunzeln, da wir die gleichen Felsformationen direkt von unserem Stellplatz aus sehen. Aber gut – wir haben uns bewegt und den Ort etwas gesponsort. ;-)
La Paz City Tour
La Paz - die quirlige Stadt mit den vielen Seilbahnen. Diese Stadt wollten wir mit einem Guide erleben.
Wir hatten mehrere Empfehlungen und entschieden uns für Gert. Was wir nicht wussten war, dass er im Nachbarort vom Camping Colibri wohnte - somit besuchte er uns bereits im Vorfeld, um uns kennenzulernen und die Tour zu besprechen.
Gert ist hier in Bolivien ein Unikat. Er hat deutsche Wurzeln und kam mit seinen Eltern nach Südamerika. Durch seine Arbeit landete er vor einigen Jahren in La Paz und blieb hier hängen. Er liebt seinen Job als Guide - am liebsten würde er all sein Wissen in kurzer Zeit weitergeben und so teilte er persönliche Stories und geschichtliche und politische Hintergründe mit uns und führte uns quer durch bzw. über die Stadt, da wir die weiten Strecken wie hier üblich mit den Doppelmeyr Seilbahnen, den teleféricos, zurücklegten.
In El Alto besichtigten wir die Verkaufsstände der Cholitas, wie die Frauen indigener Herkunft bezeichnet werden. Der Begriff kommt ursprünglich von "cholo" bzw. "chola", einem ehemals abwertenden Begriff für Menschen mit gemischter indigener und europäischer Herkunft. Heute sind die Cholitas Stolz auf ihre Identität und zeigen diese über ihre Mode mit den farbigen weiten Röcken und den dazu passenden Tüchern, Hüten und Schuhen. Auch der Schmuck ist sehr auffällig und zeigt den Status der Familie. So trägt die Frau eines Kranfahrers oder eines Fischers auch den entsprechenden Schmuck (siehe Fotos ;-)
Bei den Cholitas zählen weibliche Rundungen - wer sie nicht hat, hilft mit speziellen Ringen, die um den Bauch gelegt werden, nach .. tja hier sind schlanke Frauen eindeutig im Nachteil!
Von El Alto auf über 4.000 hm fuhren wir hinunter in die Innenstadt mit der Kathedrale, dem Regierungspalast und dem Palacio Legislativo.
Spannend ist auch die Story zur blauen Staatsflagge, die überall neben der bolivianischen Flagge zu sehen ist. Das blau symbolisiert das Meer, das Bolivien an Chile verloren hat und die Sterne die Departamentos Boliviens, wobei auch ein Stern für den an Chile verloren gegangenen Departamento Litoral enthalten ist. Die bunte Fahne, die Whipala, repräsentiert die unterschiedlichen indigenen Völker. Auch sie weht neben der bolivianischen Tricolore.
Natürlich gehörte auch eine Fahrt mit einem der alten Busse dazu und der Besuch von Ekeko, dem Gott des Überflusses sowie eines Hexenmarktes. Hier kann man Lamaföten und sonstige Utensilien für den Opfertisch erstehen, um im Leben Glück zu haben und Unfälle zu vermeiden.
La Paz ist eine eindrucksvolle Stadt und wir sind froh, dass wir sie besuchen konnten!
Summiteers Reiseinspiration
Als wir diesen Teil der Reise planten, hatten wir nur die Salar de Uyuni im Fokus – und jetzt zählt dieses Land zu einem der schönsten Reiseerlebnisse, die wir in Südamerika hatten.
Wichtig ist es, sich aufgrund von Erzählungen oder Herausforderungen nicht abhalten zu lassen und sich seine eigene Meinung zu bilden bzw. sich die Optionen offen zu halten.
Auch wenn es das Reisen "verkompliziert" und manchmal auch herausfordernd macht, ist die Energie wertvoll investiert!