Jujuy - montañas coloradas

20.07.2025

Sonntagsfahrer in Jujuy

Trotzdem der Campingplatz mitten in der Stadt lag und doch bis am späten Abend ein gewisser Lärmpegel herrschte, schliefen wir gut. Beim ersten Kaffee wars noch kalt, beim Zusammenschneiden der Zutaten für ein "gscheites" Omelette wären Handschuhe fein gewesen, aber mit der Sonne wurde es von Minute zu Minute wärmer.

In der warmen Sonne genossen wir das Frühstück und los ging's. Diesmal war unser Ziel Purmamarca mit den montañas de siete colores (den 7 Farben Bergen), nur 150 km entfernt - also nah.

Am Sonntag Vormittag hielt sich der Verkehr in Grenzen und wir ließen die Stadt schnell hinter uns. Auf der RN9, einer kleineren Verbindungsstraße, fuhren wir nach Norden an einem Stausee vorbei und auf einer schmalen Straße am Berg entlang. Eine Kurve folgte der nächsten und wir fuhren einer argentinischen Sonntagsausflugspartie auf. Überholen war unmöglich und hinter uns reihten sich trotz wenig Verkehrs auch schon ein paar Fahrzeuge ein. Also wenn die Straße noch lange so weitergeht, hat der erste Fahrer bald mehr Follower als wir auf Instagram. ;-)

Wir fuhren an den Straßenrand, machten ein paar Fotos und aktivierten die GoPro. So verschafften wir uns etwas Abstand und konnten genüsslich den Pass Abra Santa Laura, die Grenze zwischen den Provinzen Salta und Jujuy, überqueren.

Gauchos in El Carmen

Vorbei an einem weiteren, großen Stausee erreichten wir die Kleinstadt El Carmen. Wir sahen, dass eine Straße abgesperrt war und zahlreiche Gauchos festlich gekleidet auf ihren Pferden saßen. Claudias Augen wurden immer größer - hier muss was los sein.

Wir drehten am Ortsende um und parkten uns nächst der abgesperrten Straße ein. Wir folgten der Straße zum Hauptplatz. Überall waren Gauchos mit ihren Pferden und wir hörten Lautsprecher mit Durchsagen. Wir überholten eine Kompanie des Militärs, welche bei dieser Parade/Umzug offensichtlich mitmachte. Am Hauptplatz angekommen standen dann die Massen.

Gottfried war natürlich neugierig und wollte wissen was hier gefeiert wird. Mit seinem Reisespanisch fragte er einen Zuseher: "¿Qué es hoy?" (übersetzt: "Was ist heute?) Die Antwort: "Domingo!" (Sonntag) - Na super, des hätten wir auch selbst gewusst. ;-)

Er ergänzte dann, dass das Fest Virgen del Carmen, das Fest der heiligen Jungfrau Carmen, gefeiert wird. Sie ist auch die Schutzheilige der Gemeinde El Carmen und ihre Statue steht heute vor der Kirche. Der Festzug zieht ihr zu Ehren dort vorbei. :-)

Es war ein langer Festzug der Gaucho - Verbände aus der Region. Mit ihren "Wappen", der argentinischen und einer weiteren Flagge ritten Männer, Frauen, Kinder, alle im "feinen Zwirn", mit herausgeputzten Pferden vorbei. Diese schwebten im feinsten "Paso" (Tölt) dahin. Ein nie enden wollender Zug an Pferden - einfach herrlich anzusehen und die Augen unserer Reiterin, Claudia, leuchteten. :-)

Nachdem sich der Festzug und die Zuschauer aufgelöst und in den Lokalen zum Essen niedergelassen hatten, marschierten wir zurück. Gegenüber unserem Parkplatz wurden Pollos gegrillt. So ein Grillhenderl kann halt auch was - da konnten wir nicht einfach vorbeigehen!

Purmamarca – montañas de siete colores

Wir passierten San Salvador de Juju und die Straße stieg stetig an. Als wir am Nachmittag Purmamarca erreichten, waren wir auf einer Höhe von gut 2.300 hm. Da uns die Freistellplätze neben der Straße nicht gefielen, quartierten wir uns auf einem kleinen Campingplatz am Stadtrand ein.

Wir drehten noch eine Abendrunde, um uns nach der besten Zeit bzw. dem besten Ort für Fotos zu erkundigen. Ab 9 Uhr am mirador, am Aussichtspunkt, wenn die Sonne aufgeht und die Berge anleuchtet bzw. mittags dann die 3 km Besichtigungsrunde für den Rest.

Wir standen am nächsten Tag in der Früh im Finstern auf und spazierten nach einem Kaffee zum mirador. Er sollte um 8 Uhr geöffnet werden – tatsächlich war es dann 9 Uhr. Eigentlich die typisch südamerikanische Zeitrechnung ;-)

Die Sonne ging hinter den Bergen auf und beleuchtete die Montañas de siete colores. Die Farben kamen so noch besser zur Geltung. Nach einer halben Stunde waren die Berge voll in der Sonne und die Farben leuchteten um die Wette.

Wir gingen Richtung Hauptplatz und von dort zum Start des Rundweg Colorades. Wie am Mirador löhnten wir auch hier eine Kleinigkeit und machten uns auf den Weg. Hier sind die Berge auch bunt, nur nicht konzentriert in so vielen Farben. Nach drei Kilometern und einem Drohnenflug - es waren noch keine Leute unterwegs - kehrten wir mit glücklichen Gesichtern zum Campingplatz zurück.

Humahuaca - montañas de 14 colores

Von Purmamarca fuhren wir am späten Vormittag direkt nach Humahuaca weiter. Im Ort suchten wir eine Wäscherei und nach einigem Nachfragen fanden wird diese auch. Morgen um 12 Uhr sollte die Wäsche fertig sein - perfekt.

Humahuaca liegt auf ca. 3000 hm und von dort führt eine Straße auf einer Länge von 24 km zum Aussichtspunkt Hornocal, von welchem man einen tollten Ausblick auf die monañas de catorce colores, die 14 Farben Berge, hat. Am Nachmittag strahlt die Sonne die Berge direkt an und dann sind sie am schönsten.

Also fuhren wir die Schotterstraße stetig bergauf. Zuerst leicht ansteigend und dann in Serpentinen auch steiler werdend. Mit der Höhe plagte sich Baghira auch ein wenig. Als wir auf 4.100 hm hinter einem Bus in einer Spitzkehre anhalten mussten, wollte sie nicht mehr richtig weiter. Mit der Untersetzung klappte es aber dann doch, sie hat ja doch auch einiges zu tragen. Auf 4.350 hm parkten wir sie ein und gönnten ihr eine Verschnaufpause. ;-)

So schnell kann man fast auf Matterhorn-Niveau gelangen: Autotür auf und aussteigen. Den Großglockner haben wir einfach überfahren.

Als wir ausstiegen, erwartete uns ein einmaliger Blick auf die 14-Farben Berge. Wir wanderten noch gut 100 hm bergab, um von einem Hügel direkt auf die Berge schauen zu können. Diese Farbenpracht hat uns, obwohl wir schon einiges gesehen hatten, geflasht. Wir gingen den Weg hinab, immer den Blick auf diese geniale Bergwelt gerichtet, und machten unzählige Fotos. Dieses Naturwunder zu erleben ist tatsächlich einzigartig!

Den Rückweg zum Auto auf 4.350 m gingen wir langsam an. So richtig akklimatisiert waren wir ja noch nicht. Baghira sprang sofort an und wurde sanft bergab "getragen".

Vor Humahuaca fuhren wir dann in einen Seitenweg und parkten an einem Platz auf einer Anhöhe auf 3.328 hm, bis dato unser höchster Stellplatz mit einem herrlichen Blick auf die Berge rundherum.

In der Sonne kochten wir noch schnell, denn als diese unterging, wurde es schnell kälter und kälter. Wir zogen unsere dicken Jacken und auch die Berg-Überhosen an. So warm eingepackt schauten wir uns den Sternenhimmel an, der mit dunkler werdender Nacht immer genialer wurde. Claudia konnte endlich ein paar coole Sternen-Fotos schießen!

Als wir uns dann ins Kab zurückzogen, war die wichtigste Frage: "Funktioniert unsere Heizung in dieser Höhe?" Ja, sie funktionierte :-)

Höhencheck für Baghira

Von Humahuaca führte uns der Weg wieder zurück in den Süden. Bevor es auf die richtig hohen Andenpässe geht, wollten wir Baghira noch einmal durchchecken lassen. Es leuchteten zwar keine Warnlampen auf, nur wollten wir wissen, ob das ihr Leistungsvermögen ist oder ob doch etwas nicht stimmt - Gottfrieds Gefühl sagte Zweiteres. Dafür ging es zurück zur nächsten großen Stadt, nach San Salvador de Jujuy.

Bei einem neuen Toyota Händler unseres Vertrauens wurde der Wagen sorgfältig durchgecheckt. Der Toyota Mitarbeiter informierte uns,  dass in der Höhe viele Fahrzeuge Probleme haben. Bei Baghira wurde dann festgestellt, dass der Dieselfilter aufgrund des verunreinigten Tankes verdreckt war. Daher konnte sie in der Steigung nicht die optimale Leistung bringen. Wir vereinbarten für den nächsten Tag einen Termin zur Tankreinigung und zum Filterwechsel.

Dazu muss gesagt werden, dass wir hier in Südamerika immer den besten, verfügbaren Diesel getankt haben. In Argentinien ist der Bioanteil bei 7 %, in Brasilien war er noch höher. Grundsätzlich ist die Qualität nicht so hoch, wie bei uns in Europa. Daher füllen wir auch immer wieder Dieselzusätze zur besseren Verbrennung in den Tank. Aber bei den 3.500 Litern, die wir hier schon getankt haben, wird offensichtlich auch entsprechender "Dreck" dabei gewesen sein.

Stadtbesichtigung San Salvador de Jujuy

Für die Nacht fuhren wir auf einen Campingplatz nördlich der Stadt nach Yala. Ein netter Platz, an dem wir Outdoor kochen und essen konnten.

Am nächsten Tag standen wir wie vereinbart um 8 Uhr beim Toyota. Das Auto sollte zwischen 12 - 13 Uhr fertig sein.

Vom Stadtrand von San Salvador de Jujuy spazierten wir ins Zentrum. Es gab hier einen netten Gehweg und die Stadt. Es war sehr schön, da die Hauptstadt der Region sehr gepflegt ist. Wir frühstückten in der City und schlenderten auch durch die Altstadt.

In der Ruhe liegt die Kraft

Als wir in die Werkstatt zurückkamen, war das Auto leider nicht fertig. Es gab Probleme mit den Schrauben des Unterfahrschutzes und auch des Tanks. Die Mittagspause von 13 bis 14 Uhr wurde natürlich auch eingehalten und kurz vor dem Zusperren um 18 Uhr verließen wir mit Baghira das Gelände.

Toyota hat für seine Kunden freien Kaffee, Kuchen, Cola etc. - das kennen wir ja schon. Dafür war dann die Rechnung trotz längerer Arbeitszeit um ca. 25 % günstiger als der Kostenvoranschlag.

Wichtig ist nur, dass wir nun wieder kraftvoll vorankommen! :-)

Summiteers Gedanken auf Reisen

Früher hätten wir uns wahrscheinlich geärgert, wenn wir so lange warten hätten müssen.
Andererseits ist es faszinierend, dass wir als Reisende sofort einen Termin bekommen!