Ameisenstraße & Bonito

Auf der Ameisenstraße
Jetzt kamen endlich wieder neue Straßen unter die Räder. Es ging Richtung SSW und wir passierten auf diesem Weg das Pantanal im Süden. Empfohlen wurde uns die Ameisenstraße - die MS427 und BR419 bis Aquidauana. Die Straße hat ihren Namen von den vielen Termitenhügeln und den Ameisenbären, die sie "naschen". (Auf Englisch heißt sie Anteaterroad)
Nach wenigen Kilometern wurde aus der Asphalt- eine Erdstraße und es staubte gewaltig auf den nächsten gut 150 km. Die Landschaft war echt schön, viele Fazendas reihten sich aneinander, und wir sahen unzählige Rinder, Ameisenbär leider keinen. Na gut, bei über 30 Grad im Schatten würde ich mit dem Essen auch warten, bis es kühler wird. Dafür sahen wir Capybaras, welche sich auf der Straße sonnten. Im Wasser dösten ein paar Kaimane, Hirsche und Emus grasten in Eintracht mit den Kühen. Auch konnten wir ein Buschfeuer wahrnehmen - offensichtlich wurde Grasland abgebrannt. Das dürfte normal sein, denn die Pferde grasten daneben und ließen sich nicht aus der Ruhe bringen.
Polizeikontrolle auf portugiesisch
Nach gut 3 Stunden hatten wir wieder Asphalt unter den Rädern. Kurz vor Aquidauana kamen wir in eine Polizeikontrolle. Alles wurde aufgehalten und kontrolliert. Wir erklärten dem Beamten auf portugiesisch, dass wir kein portugiesisch sprechen - den Satz hatte Claudia eingelernt. Er wiederholte dann nochmals alles, nur langsamer. Wir sahen ihn mit großen Augen an und erklärten ihm mit Gestik, dass wir noch immer nichts verstehen. Dann gab er auf und deutete uns, dass wir weiterfahren sollen … nichts lieber als das, schönen Tag noch!
Bonito - Fazenda Iguassu
Von Aquidauana fuhren wir auf einer gut ausgebauten Straße bis Bonito und zur Fazenda Iguassu, unser Ziel für die nächsten drei Tage. Marc, der Besitzer, spricht Spanisch und Englisch und er hat auf seinem Grund einen kleinen, schönen Campplatz.
Am nächsten Tag erkundeten wir die Fazenda und machten einen Morgenspaziergang am "Haustrail", welcher an einem kleinen Bach entlangführt.
Bonito ist ein touristisch gut erschlossenes und schönes Städtchen. Wir fuhren zu einer Agentur, um zwei der vielen Aktivitäten zu buchen. Alle Highlights müssen hier in einer Agentur in Bonito im Voraus gebucht werden – vor Ort gibt es keine Möglichkeit zu bezahlen oder sich kurz entschlossen einer Tour anzuschließen. Auch ist im Juli in Brasilien Ferienzeit – also Hochsaison – und so benötigte die Dame der Agentur einige Zeit, um für die von uns bevorzugten Zeitfenster Touren zu organisieren.
Wir nutzten den restlichen Tag, um Wäsche zu waschen – diesmal in einem Selbstbedienungs-Waschsalon – und um Mitbringsel zu shoppen. Bonito ist ein Traum für Souvenir-Jägerinnen! Gottfried widmete sich dem Bewachen der Wäsche, wobei die trockene Kehle zwischendurch gekühlt werden musste, und Claudia den Souvenirs ;-)
Die Suche nach Ameisenbären
Das Grundstück von Marcs Nachbarn war ein optimaler Platz, um Ameisenbären zu sichten – so erzählte es uns Marc. Wir spazierten daher am späten Nachmittag dorthin – Tufão (übersetzt: Tornado, Wirbelwind), einer seiner Hunde, begleitete uns. Eine Pecari-Mutter mit ihren Jungen (Nabelschweine) wollten gerade in unsere Richtung marschieren, als sie Tufão sah, war sie leider auf uns davon. Ameisenbären sahen wir leider keine.
Beim 2. Versuch – am nächsten Tag - wollte Tufão wieder mit uns mitkommen. Marc fing ihn jedoch ein, was dem Hund nicht so gefiel. Wir konnten nun aber in Ruhe auf unsere Ameisenbär-Tour gehen.
War es die Zeit - wir waren später dran - oder dass der Hund nicht mit war - oder einfach Glück? Gottfried hörte ein Rascheln im Gebüsch und da sahen wir den ersten Ameisenbären - keine 5 m von uns entfernt. Er schaute uns erst ganz verdutzt an, und als wir uns beim Fotografieren näherten, suchte er das Weite.
Dann in der Dämmerung sahen wir auf der Wiese einen "großen Erdhaufen" der dich plötzlich bewegte. Wir näherten uns langsam, ein riesiges Weibchen (die werden laut Mark bis zu 2 m lang) und am Rücken ein Junges. :-)
Auf Marcs Fazenda kommen auch zahlreiche Aras und andere Vögel vorbei. Außerdem leben im Hausteich verschiedene Gänse, die ihr Vorrecht in wilden Kämpfen austragen. Es war ein wunderschöner Stopp auf Marcs Fazenda!
Schnorcheln im Rio Sucuri
Schnorcheln im Fluss waren wir ja schon einmal nördlich von Cuiabá. Es hatte uns dort schon sehr gut gefallen – und der Rio Sucuri sollte noch schöneres Wasser haben – daher buchten wir diese Tour.
Die Quellen des Rio Sucuri liegen auf einer Fazenda, von der die Tour startet. Dazu muss gesagt werden, dass hier alles äußerst professionell über die Bühne geht. Topp Räumlichkeiten, Equipment und Guide, welche auch Englisch sprach.
Ein Schritt zurück: Als die Vorfahren hier das Land urbar gemacht haben, war für die Viehwirtschaft wichtig, dass es - auch in der Trockenzeit - genügend Wasser gibt. Und mit den hier entspringenden Quellen war dies in ausreichender Form vorhanden. Als dann die Freizeitindustrie dazu kam, war quasi der "Lottosechser" perfekt: massig Leute, die im glasklaren Wasser mit den Fischen schnorcheln und dafür gutes Geld bezahlen. Da kann dann auch schon mal auf dem eigenen Flugfeld eine zweimotorige Maschine stehen.
Wir fuhren mit einem Pickup in Richtung Quellen. Zu Fuß ging es dann ein Stück durch die Vegetation mit lebhaften Erklärungen zu Flora und Fauna. Es gab eine kurze Einschulung für das Schnorcheln und dann ging's los. Wir starteten als Letzte und nach uns kam ein Begleitboot zur Sicherheit.
Es war genial - sich treiben lassen und "das Treiben im Fluss" beobachten. Viele, sehr viele Fische, die unterschiedlichen Wasserpflanzen, zwischendurch eine Schlange von gut einem Meter - laut Guide ein Baby.
Nach 1,5 km und gut einer halben Stunde wurden wir vom Guide quasi aus dem Fluss "gefischt" und mit dem Pickup zurückgebracht. Natürlich gab es heiße Duschen - bei 23 Grad im Fluss kühlt man doch ein wenig aus.
Gruta do Lago Azul
Als zweite Tour hatten wir uns eine Grotte ausgesucht. Davon gibt es hier mehrere, in eine hätte man sich abseilen können und dann im See tauchen. Dafür hätte man am Vortag eine Einschulung machen müssen - das war uns dann doch zu mühsam.
Die Gruta do Lago Azul ist ein Highlight und wurde uns auch von Marc empfohlen. Außerdem war sie von Marcs Fazenda nur gut 10 km entfernt.
Als wir Sonntag früh dort ankamen, gingen wir zur Rezeption und wurden schon erwartet. In einem Raum mit 15 Tischen, auf denen je ein schwarzer Helm lag, war gerade die Einführung im Gange. Alles auf portugiesisch, hier gab es keinen bilingualen Guide.
Wir hörten interessiert zu, verstanden aber eigentlich gar nichts. Wie man einen Berghelm aufsetzt, das wussten wir ja. Und vor dem Losgehen gab es noch Mundnasenschutz-Masken (in der Tour als Covidmasken beschrieben). Wofür wir diese bekommen haben, war uns nicht ganz ersichtlich.
Wir hatten ein paar hundert Meter zu gehen und stiegen dann über ca. 300 Stufen in eine Höhle hinunter. An der Decke hingen zahlreiche Stalaktiten und am Boden hatten sich ein paar Stalagmiten gebildet. Eine Skulptur auf der Decke schaute Käpten Jack Sparrow ähnlich.
In der Grotte sahen wir bereits den See – Lago Azul. Erst sah er unscheinbar aus. Als wir näherkamen, sahen wir das klare Wasser. Das erste Foto zeigte die wunderschönen Blautöne des Sees.
Hier war es wie bei einer Aurora: mit dem Auge kann man die Farben nur schwach erkennen. Macht man ein jedoch ein Foto, dann sieht man erst die Eleganz des Naturschauspiels.
Summiteers Reiseinspiration
Es gibt so viele schöne Plätze auf dieser Welt. Manche sehr nah – manche weiter weg – und manche ähneln sich. Dennoch haben jeder Platz und jeder Moment etwas Eigenes.