Bolivien - von Villazón nach Uyuni

01.08.2025

Letzte Vorbereitungen für die Fahrt durch Bolivien

Wir waren wieder zeitig am Weg - im kalten Zimmer hat uns nicht wirklich etwas festgehalten. Wir fuhren entlang der Salinas Grandes in einen weiten Talkessel, bis wir zur asphaltieren Straße in Richtung Grenze kamen.

Vor der Grenze in der argentinischen Stadt La Quiaca versuchten wir noch einen zusätzlichen Diesel Kanister zu ergattern - leider negativ. So füllten wir unseren Tank auf und die Kanister, die wir in Brasilien ergattert hatten. Sie waren leider alle nicht ganz dicht, daher verpackten wir sie in Müllsäcke und verstauten sie aufrechtstehend gut verankert im Inneren des Kabs.

In Bolivien ist Sprit Mangelware. Je nach Warteschlange an den Tankstellen kann man stunden- oder auch tagelang auf eine Tankfüllung warten und es gibt auch nur bestimmte Tankstellen, die an Ausländer verkaufen. Da wir weder warten noch diskutieren wollten, planten wir die Reise so, dass wir mit unseren Tankreserven jedenfalls bis Uyuni und dann auf kurzem Weg zurück nach Chile kommen würden. Sollten wir doch Glück haben und zwischendurch tanken können, dann könnten wir weiter in den Norden Richtung La Paz fahren.

Mit dem Supervisor über die Grenze

Mit gut 150 Litern Diesel machten wir uns auf den Weg in Richtung Bolivien. Bei der Ausreise mussten wir uns auf einen gebührenpflichtigen Parkplatz stellen. Bezahlung nur in bar in argentinischen Pesos. Claudia kratzte die letzten Pesos zusammen, die eigentlich zur Aufbewahrung als Andenken vorgesehen waren und wir konnten für eine Stunde bezahlen.

Migracion Argentinien - und schon haperte es. Gottfried wurde im System nicht gefunden - ein "Supervisor" übernahm. Nach gut einer halben Stunde erfuhren wir dann den Grund der Verzögerung: Bei der Einreise nach Argentinien wurde bei der händischen Eingabe Vor- und Familiennamen verwechselt. Das Korrigieren durfte gar nicht so einfach sein – jedenfalls warteten wir noch ein Weilchen, bis wir endlich weiter zum Zoll durften.

Aduana und Einreise nach Bolivien dauerte auch etwas länger. Wir mussten ein Formular herunterladen und ausfüllen, was bei der schlechten W-Lan Verbindung recht mühsam war. Nach gut 1,5 Stunden waren wir wieder auf dem Weg zum Parkplatz.

Bei der Ausfahrt wurde dann das Ticket kontrolliert und die Dame sah, dass die Zeit deutlich überschritten war. Sie sah auch in unsere angespannten Gesichter und deutete, dass wir fahren sollten. Gut so – wir hätten nämlich kein Bargeld mehr gehabt ;-)

An der Grenze warf der bolivianische Zöllner einen Blick ins Auto und Baghira wurde desinfiziert. Gottfried wechselte in der Zwischenzeit bei einem der unzähligen Wechselschalter Bolivianos, damit wir die Desinfektion und die Stadtgebühr bezahlen konnten.

Bolivien – wir kommen!

Nun ging sie los, unsere Reise durch Bolivien. Nach einigen Kilometern passierten wir die erste Mautstelle. Wir verstanden nicht wirklich, was uns erklärt wurde. Die Maut kostete gerade einmal einen Euro. Nach ca. 50 km kam die nächste Mautstelle. Wir wollten wieder zahlen, die Dame fragte aber nach dem Ticket vom letzten Mal und machte mit einer Zange ein Loch hinein. Das erinnerte uns an die Liftkarten von früher beim Skifahren. ;-)

Wellness für Baghira

Als erstes Reiseziel und Stellplatz hatten wir den Cañon del Inca mit der Sehenswürdigkeit Puerto del Diablo ausgewählt. Am Weg gönnten wir Baghira noch eine ordentliche Reinigung, da sie extrem verstaubt und aufgrund der Fahrt entlang der Salzseen auch voller Salz war. Die lavaderos – die Waschplätze für die Autos – sind hier alle so gebaut, dass auch der Unterboden gut gereinigt werden kann. Die Jungs und die Lady legten sich so richtig ins Zeug. Baghira wurde dampfgestrahlt von oben und unten. Eingeschäumt, gebürstet und trockengewischt. Die gesamte Wäsche dauerte knapp eine Stunde und kostet umgerechnet 5 Euro.

Cooler Stellplatz im Cañon del Inca.

Nach der Wäsche fuhren wir zum Puerto del Diablo. Wir fanden einen wunderschönen Platz, der ruhig und windgeschützt war und spazierten in den Canyon. Wir begegneten ein paar Wanderern und Reitergruppen und plauderten mit einem der Guides. Wir fragten, ob es OK wäre hier zu übernachten – was er uns bestätigte. :-)

Einer extrem ruhigen Nacht im Schlafsack - wir waren doch wieder auf 3.000 m - folgte ein gesundes Frühstück. Danach wanderten wir ein Stück im Canyon und kletterten auf einen Felsen in der Nähe des Eingangs, wo Gottfried ein paar Drohnenaufnahmen machen konnte.

Versteckte Polizeikontrolle ;-)

Als wir aus dem Cañon ausfuhren und die Stadt Tupiza verließen, stand am Ortsende ein Autobus am rechten Fahrstreifen, der baulich mit Stehern vom anderen getrennt war. Ein Tuktuk-Fahrer vor uns überholte den Bus links und wir fuhren ihm nach.

Plötzlich sprang ein Polizist vor dem Bus hervor und hielt uns an - aha, kein schlecht abgestellter Bus, sondern eine Polizeikontrolle! Wie peinlich ..

Er war jedoch sehr freundlich. Was er sehen wollte, war das TIP, die temporäre Einfuhrgenehmigung für unser Auto und wir konnten weiterfahren.

Unterwegs im Altiplano Boliviens

Die Straße ging stetig bergauf. Im Gegensatz zu Argentinien sind die Straßen in Bolivien eher steiler angelegt. Wir fuhren über Hügel und Serpentinen auf einer Seehöhe zwischen 3.800 m und 4.200 m.

Erster Tankversuch

Die Straße war gut ausgebaut, da es hier auch zahlreiche Minen gibt. Kurz vor Telamayu, einem Minenort, gibt es eine internationale Tankstelle. Hier wollten wir austesten, ob es Diesel für uns gibt.

An der Tankstelle waren gut 15 Fahrzeuge angestellt. Gottfried stieg aus, ging zum Tankwart und fragte ihn, ob er ca. 30 Liter Diesel an extranjeros (Ausländer) verkaufen würde - natürlich zum teureren Preis für Touristen. Er bejahte und wies uns an, direkt vorzufahren. Wir fuhren also an der Warteschlange vorbei und wunderten uns, dass sich niemand aufregte. Für die Bolivianer hier ist es offensichtlich ganz normal, dass Ausländer vorgezogen werden - sie zahlen ja auch den 2,5-fachen Preis.

Es war eine weise Entscheidung, abseits der großen Städte an dieser Minen-Tankstelle zu tanken. Der Andrang war nicht so groß, wir hatten die fehlenden 30 Liter im Tank aufgefüllt, und unsere Reichweite stieg ein wenig. :-)

Straßensperre in der Minenstadt

Wir fuhren weiter durch die Minenstadt Atocha. Auf einer Brücke standen ein paar Männer und versperrten die Straße mit einem Seil. Sie forderten eine Kommunalabgabe in Höhe von 10 BOB – ca. € 0,70. Wir bekamen eine Zahlungsbestätigung und konnten weiterfahren.

Während wir noch überlegten, ob dies eine Abzocke von ein paar lustigen jungen Männern war, kamen wir bereits an die nächste Sperre. Diesmal standen ein älterer Mann und eine ältere Frau an den Seilenden. Sie bestätigten uns, dass diese Abgabe der Gemeinde zugutekommt – na dann – wir unterstützen ja gerne!

Bei unserer Tour in Uyuni fragten wir dann auch unseren Guide dazu. Er erklärte uns, dass die Gemeinden für die Feierlichkeiten zum 200-jährigen Unabhängigkeitstag am 6.8. August gesammelt haben - wahrscheinlich haben sie es uns eh gesagt, nur wir haben es nicht verstanden. ;-)

Ankunft in Uyuni

Von den Bergen fuhren wir auf eine Hochebene auf ca. 3.700 m. Die Landschaft hier ist geprägt von Sanddünen, spärlichem Pflanzenbesuchs und grasenden Lamas.

Von weitem sahen wir die Stadt Uyuni und fuhren direkt zum Hotel. Das Hotel Kachi ist ziemlich neu und teils mit Salzsteinen verkleidet. Die Deko besteht aus unterschiedlichsten Salzskulpturen und man findet auch ein kleines Museum mit Dinosaurierfunden, Steinen aus den Minen in Potosi und natürlich Salz.

Am Abend speisten wir fein im Hotel und fanden in der hauseigenen Vinothek auch sehr gute bolivianische Weine. Wir wussten gar nicht, dass es auch in Bolivien Weinanbau gibt. Tja – schlecht recherchiert. Wir fuhren tatsächlich im Süden recht nahe daran vorbei. Die Weingegend soll nicht nur wegen des Weinbaus empfehlenswert sein – auch wird hier viel Musik gemacht und die Lebensfreude in dieser Region soll gänzlich anders sein als in den Andenregionen.

Komfort und Sightseeing in Uyuni

Baghira hatten wir direkt vor dem Hotel unter einem Vordach eingeparkt. Es hat ja hier doch 8 - 9 Grad minus in der Nacht. Somit lagerten wir alles, was nicht frieren durfte, in unserem wohlig warmen Zimmer und genossen den Komfort des Hotels.

Wir gönnten uns einen Tag mit ausschlafen und gut frühstücken. Danach fuhren wir zum Eisenbahnfriedhof an der Stadtgrenze. Gegen Mittag waren hier sehr wenige Menschen und wir spazierten entlang der alten, vor sich hin rostenden Zuggarnituren. Natürlich mussten wir auch auf einen Zug klettern – gehört irgendwie dazu und macht sich gut auf den Fotos! :-)

Der zweite Tankversuch

Am Rückweg fuhren wir zu einer internationalen Tankstelle in der Nähe des Hotels. Wir brauchten zwar nur 15 Liter, aber wir wollten jede Gelegenheit nutzen. Und wieder hatten wir Glück und konnten volltanken! Der Tankwart war ganz erstaunt, dass wir nicht mehr tanken wollten. Er fragte, ob wir keine Kanister zum Befüllen hätten. Nein - unser Vorrat ist aufgefüllt – vielen Dank!

Somit kommen wir jetzt tatsächlich bis La Paz und über die Grenze!

Shoppen am Sonntagsmarkt

Nach einem gemütlichen Mittagessen schlenderten wir durch einen Sonntags-Markt. Gemüse, Obst, Bekleidung, Werkzeug, Kochutensilien … hier bekommt man alles! Gottfried erstand 3 Paar Socken um € 1,50 – Schade eigentlich, dass wir sonst nichts brauchten!

Geführte Tour zur Salar de Uyuni

Für die Salar de Uyuni buchten wir uns für eine günstige Tagestour auf Spanisch ein. Wir wurden pünktlich im Hotel abgeholt und ins Zentrum zur Agentur gebracht. Dort stiegen wir in einen anderen Geländewagen um. Mit uns waren drei Mädels aus Irland und ein chilenischer Weltenbummler mit von der Partie. Und der Guide, ein gelernter Mathematiklehrer, sprach sehr gut Englisch! :-)

Zuerst ging es zum cementerio de trenes. Wir hatten ihn ja am Vortag bereits besucht und waren fast alleine am Gelände. Diesmal standen an die 100 Geländewagen am Parkplatz und es wuselte von Leuten. Auf jeder Lok stand jemand und überall wurden Fotos und Selfies geschossen. Wir spazierten ein wenig am Rand entlang und genossen die Szenerie.

Mittagessen in Colachani

Danach fuhren wir ins Örtchen Colchani am Rande der Salar. Dort leben die Leute vom Salzabbau und vom Tourismus. Das Salz wird händisch abgebaut, getrocknet, gemahlen und verpackt. Maschinen würden sich nicht auszahlen. Für 50 kg Salz (abgepackt in Plastikbeutel) erhalten sie aktuell 18 BOB - € 1,24 – unglaublich!

Hier gibt es zahlreiche Souvenirstände mit Gegenständen aus Salz. Wir kauften natürlich auch ein paar nette Souvenirs und fanden uns zum Mittagessen in einem der Salzhäuser ein.

Imposante Fahrt über die Salar

Dann ging es hinein in die Salar. Wir fuhren zuerst auch durchs Wasser - das war der Grund, weshalb wir nicht mit dem eigenen Auto fahren wollten – dann wurde es trocken. Wir blätterten mit gut 80 km/h über die Salzwüste. Der nächste Stopp war das Denkmal der Dakar Rally, die um 2014 für ein paar Jahre auch hier stattgefunden hat.

Es ging weiter auf der über 10000 qkm2 großen Salzpfanne (140 x 110 km in Länge x Breite). Hier verteilten sich dann die Fahrzeuge und ein Fotostopp war angesagt. Wir machten wieder ein paar lustige Fotos und ein Video. Unser Guide war in dieser Hinsicht nicht so kreativ wie andere, dafür erzählte er uns sehr viel über die Salar, die Geschichte und über Land und Leute - da kam der Lehrer durch. ;-)

Incahuasi und Sunset

Wir fuhren zur Insel Incahuasi, die mit gut 60 Meter aus dem Salzsee ragt. Die Insel ist mit riesigen Kakteen bewachsen und man kann auf einem Rundweg zum Gipfel wandern.

Danach düsten wir eine gute Stunde mit voller Power über die Salar zurück zu einer Stelle, an der noch Wasser am Salar stand. Hier durften wir einen traumhaften Sonnenuntergang erleben. Wir standen mitten im knöcheltiefen Wasser mit Gummistiefeln, die wir in der Früh ausgefasst hatten, mit einem Glas Rotwein in der Hand und Chips am aufgestellten Tisch - gut organisiert.

Summiteers Reiseweisheit

Auf Reisen ist es hilfreich, flexibel zu bleiben und in Varianten zu denken. Wir hätten von Haus aus eine kurze Route durch Bolivien planen können – wir wollten uns aber die Option offenhalten, bis La Paz zu fahren.

Hilfreich war auch, bei jeder sinnvoll möglichen Tankstelle stehenzubleiben und zu tanken – auch wenn es noch nicht notwendig war.

Auf diese Weise durften wir von Uyuni aus weiter Richtung Norden fahren!